07.11.2016 – Neun mal Paul Potts und ein Trierer Weltstar Opernsänger Franz Grundheber singt mit Trierer Nachwuchskünstlern im Kurfürstlichen Palais
Neun mal Paul Potts und ein Trierer Weltstar
Opernsänger Franz Grundheber singt mit Trierer Nachwuchskünstlern im Kurfürstlichen Palais
Artikel „Trierischer Volksfreund“ vom 07.11.2016 von Stefanie Braun
In prächtiger Kulisse singt Franz Grundheber zusammen mit der Sopranistin
Bettina Schmidtke-Surges als Zugabe aus Mozarts „Zauberflöte“
das Duett von Papageno und Pamina.
TV-Foto: Stefanie Braun
(Trier) Der weltbekannte Opernsänger und gebürtiger Trierer gibt bei einem Abend mit eine Trierer Gesangsklasse nicht nur Anekdoten aus seinem Leben und seiner Karriere, sondern auch handfeste Tipps für den Nachwuchs zum Besten.
Trier. „Schu-Schuhu“, Franz Grundheber legt Daumen und Zeigefinger aufeinander, als wolle er die Schwierigkeit dieser Silben aus der Luft zupfen, um sie der jungen Sopranistin zu präsentieren. Sie müsse das S-C-H mehr betonen, weniger Druck auf dem U. Bettina Schmidtke-Surges nickt, sie hat verstanden. Es ist Freitag, 4. November, 18 Uhr: Generalprobe. Bis zum Liederabend morgen gibt es noch viel zu tun. Dennoch lässt Grundheber es sich nicht nehmen, jedem Sänger ein Feedback zu seinem Beitrag zu geben.
Franz Grundheber wird zusammen mit der Gesangsklasse von Ursula Bauer im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais zu sehen sein. Die Schüler singen, er erzählt aus seinem Leben und seiner Karriere. Organisiert von der Dieter-Lintz-Stiftung hat der Abend vorrangig den Zweck, „den Stiftungsgedanken zu erfüllen, Talente zu fördern und Menschen zusammenzubringen“, sagt Margret Möllenkamp-Lintz, die Witwe von Dieter Lintz und Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung.
Es ist Samstag, 5. November: Der große Tag ist gekommen. Die Sänger haben sich die Tipps zu Herzen genommen, betonen Silben anders, nehmen etwas Druck aus der Stimme, lassen sich Zeit zum Stillsein und Spielen. Sie präsentieren eine abwechslungsreiche Liederpalette: Unter anderem Franz Schuberts „Frühlings-traum“ (Carsten Emmerich), Mozarts „Papagena, Weibchen, Täubchen“ (Helmut Marmann) oder auch die „Habanera“ von Carmen (Magdalena Piatek-Hontheim). Bei „Als Büblein klein an der Mutter Brust“ aus der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ können Bassist Horst May und seine Schul-Kollegen zudem ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen.
Auch während des Konzerts gibt Grundheber noch Fingerzeige, falls die Sänger vergessen haben, wohin sie schauen sollen, und räumt Stühle von der Bühne, damit sie die einstudierten Wege gehen können. Alles muss sitzen. Er ist Profi durch und durch.
Der 79-Jährige sang an allen großen Opernhäusern der Welt und hat seine Heimat dabei doch nie vergessen: Trier, oder präziser, Trier-Biewer. Mit 18 Jahren entdeckte er hier die Opernwelt für sich. Der Part eines Sängers im Trierer Theater berührte ihn so sehr, dass ihm eine Gänsehaut nach der anderen über die Arme lief. Dieser war niemand geringerer als Peter Roth-Ehrang, der selbst aus Trier stammte und ein bekannter Opernsänger wurde. Grundheber übte in dieser Nacht im Kinderzimmer, bis der Vater gegen die Zimmerwand klopfte. „Von diesem Abend an, wusste ich, dass ich Opernsänger werden wollte“, erzählt Grundheber noch in der Generalprobe.
Manfred May habe ihn dann weitergebracht, berichtet er den 100 Konzertzuschauern im Rokokosaal. Sie hatten oft gegeneinander Handball gespielt, irgendwann wuchs daraus eine Freundschaft. Grundheber bewunderte May, der in Saarbrücken damals Musik studierte, für seine Stimme. „So wie ihr Jung’, su möchte’ ich uch mal singen“, sagte er damals.
Es sind diese kleinen charmanten Anekdoten, mit denen Grundheber das Publikum in seinen Bann zieht. Einmal wurde er gefragt, was er von der Castingshow-Entdeckung Paul Potts halte, dem unscheinbaren Engländer, der mit einer Version von „Nessum dorma“ für Aufsehen sorgte. Grundhebers Antwort darauf: „Wir haben an der Mosel mindestens 25 Paul Potts in den vielen Männergesangvereinen.“ Großer Applaus – es ist eben ein Heimspiel für Grundheber. Und ein besonderer Abend für die neun Schüler aus Ursula Bauers Gesangsklasse. „Er hat 20 Minuten mit mir an meinem Lied gearbeitet,“ schwärmt Carsten Emmerich bei der Generalprobe. Der ehemalige Bankangestellte ist seit 1998 festes Mitglied des Opernchores im Theater Trier. Grundhebers Tipps werden wohl auch nach diesem Abend noch Verwendung finden.
Für die Trierer Sänger hat Grundheber ohnehin nur Lob übrig, schon bei der Probe am Freitag fragt er bei einigen, warum sie keine Profis geworden sind. Einen neuen Paul Potts hat Grundheber an diesem Abend bestimmt nicht entdeckt. Sondern gleich neun von diesem Kaliber.
Extra“Ich singe zur Eröffnung der Elbphilharmonie am 28. Januar den Moses von ‚Moses und Aaron‘ von Arnold Schönberg. Dass man mich in dem Alter dafür noch nimmt ist eine große Ehre.“ In der Eröffnungswoche der Elbphilharmonie in Hamburg werden verschiedene Konzerte stattfinden, eines gestaltet der Trierer Opernsänger Franz Grundheber. Der 79-Jährige ist seit 1966 an der Hamburgischen Staatsoper engagiert, 2006 wurde er zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt. sbra